Frage: Wie schreibe ich klar und verständlich, ohne redundant zu werden?
Antwort: Gut und verständlich zu schreiben und Redundanzen zu vermeiden, gelingt durch klare Strategien. Hier finden Sie einige bewährte Tipps, die besonders im wissenschaftlichen Schreiben hilfreich sind:
1. Nach den Kriterien des Hamburger Verständlichkeitskonzepts [1] schreiben:
- Einfach: Schreiben Sie konkret und präzise. Vermeiden oder erklären Sie, wo nötig, Fach- und Fremdwörter. Schreiben Sie so, dass sich kurze Sätze (ohne Nebensätze) und längere Sätze (mit Nebensätzen) abwechseln, dann liest sich Ihr Text flüssiger
- Prägnant: Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Verwenden Sie für jedes Argument, jeden Gedanken einen separaten Satz oder maximal einen Absatz. Lösen Sie Bandwurmwörter auf. Identifizieren Sie Füllwörter wie „eigentlich“ oder „natürlich“, die nicht dazu beitragen, Sinn zu vermitteln und löschen Sie diese systematisch.
- Strukturiert: Gliedern Sie den Text mit Absätzen, Listen oder Zwischenüberschriften und sorgen Sie dafür, dass Wesentliches sofort erkennbar ist. Achten Sie dabei auf die Thema-Rhema-Struktur („from known to new“) und einen klaren roten Faden, indem Sie Gedanken logisch verknüpfen.
- Anregend: Schreiben Sie lebendig und bildhaft. Vermeiden Sie nach Möglichkeit Passivkonstruktionen. Aktive Formulierungen und anschauliche Verben machen den Text besser lesbar. Nutzen Sie Beispiele und scheuen Sie – auch in wissenschaftlichen Texten – die Ich-Form.
2. Redundanzen erkennen und entfernen:
- Wiederholungen schleichen sich oft unbemerkt ein und können den Text aufblähen. Trennen Sie insofern Inhalte in Absätze mit klaren Kernaussagen, um Dopplungen zu vermeiden. Eine Schreibtechnik dazu ist das Schreiben in zwei Spalten: In die eine Spalte kommt der Fließtext, in die andere die Hauptaussage zu jedem Absatz. So identifizieren Sie Redundanzen leicht.
- Lautes Lesen kann ebenfalls helfen, um unnötige Wiederholungen und komplizierte Sätze zu entdecken. Stocken Sie beim Lesen, sollten Sie diesen Abschnitt überarbeiten.
- Schließlich hilft externes Feedback – beispielsweise von Kolleg_innen oder Freund_innen –, Redundanzen und unklare Formulierungen schneller zu identifizieren, da andere Lesende den Text frisch betrachten.
Übung und die Anwendung dieser Techniken führen zu prägnantem, klarem Schreiben. Fragen Sie sich abschließend immer: „Trägt dieser Satz zum Verständnis meiner Hauptaussage bei?“. Wenn nicht, können Sie ihn oft streichen oder kürzen.
Herzlich grüßt aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihre Dr. Gudrun Thielking-Wagner
Literatur:
[1] Inghard Langer, Friedemann Schulz von Thun, Reinhard Tausch (2015): Sich verständlich ausdrücken. 10. Auflage. Ernst-Reinhard Verlag, München/Basel.