Beteiligungsveranstaltungen als etwas andere Öffentlichkeitsarbeit

Frage: Unser Forschungsinstitut bespielt im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit eine Website, wir posten auf Social Media und veröffentlichen regelmäßig Pressemitteilung. Nun möchten wir gerne in den direkten Austausch mit unserer Zielgruppe an Hochschulen und bei Stiftungen kommen und wollen herausfinden, ob es dort Interesse für die Bildung eines Netzwerks gibt. Welche Möglichkeiten sehen Sie da?

Antwort: Tatsächlich umfasst Öffentlichkeitsarbeit mehr als den Text-Versand, Messe-Präsenzen oder Pressekonferenzen. Denken Sie ruhig mal „out of the box“: Um in ein direktes Gespräch mit Ihrer Zielgruppe zu kommen, könnten Sie Beteiligungsformate wie ein World Café, eine Zukunftskonferenz oder einen Tag mit Design Thinking für Ihre Ziele adaptieren.

Ein Welt-Café für ein Netzwerk

Betrachten wir die Idee des World Cafés genauer: Hier wechseln die Teilnehmenden von Tisch-Insel zu Tisch-Insel und arbeiten dadurch in immer neuen Gruppenkonstellationen zu den jeweils auf den Tischen liegenden Fragen.

Um ihr Ziel zu unterstützen, herauszufinden, ob es Interesse an einem Netzwerk gibt, sollten Sie dafür passgenaue Fragen entwickeln:

  • Was erwartet Hochschulen und Stiftungen von Ihrem Forschungsinstitut?
  • Welche Formen der Vernetzung wären von Interesse?
  • Wie könnte die Vernetzung dazu beitragen, die Netzwerk-Mitglieder zu stärken?
  • Wie könnte ein Netzwerk sich organisieren?
  • Wie könnte das Netzwerk die Mitglieder in der Öffentlichkeit präsentieren?

Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen werden Ihnen Aufschluss geben, wie Ihre Organisation den engeren Austausch künftig angehen kann.

Mit der Zukunftskonferenz ein Netzwerk planen

Eine Zukunftskonferenz zielt darauf, eine gemeinsame Vision oder Lösung zu entwickeln. Sie ist gemeinhin auf drei Tage angelegt. Dass muss Sie aber nicht hindern, der Veranstaltung einen anderen Namen zu geben und sie an einem Tag zu realisieren.

Ein Merkmal der Zukunftskonferenz sind sechs Phasen, die die Teilnehmenden in wechselnden Gruppen durchlaufen. Diese sind:

a) Blick zurück (wie lief es in der Vergangenheit ohne Netzwerk, woher kommen die Teilnehmenden?)

b) Externe Trends analysieren (wie werden Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit wahrgenommen? Welche Forschungsnetzwerke gibt es in Ihrem Bereich? Gibt es Überschneidungen?

c) Die gegenwärtige Situation bewerten (Wie viele Netzwerkpartner könnte es geben? Wer könnte aktiv das Netzwerk steuern? Welche potenziellen Partner hätten Kapazitäten? Soll es einen Vorsitz geben?)

d) Eine Vision entwickeln (wohin kann unsere gemeinsame Reise gehen? Was schafft eine stärkere Vernetzung? Was wäre das beste Ergebnis, dass das Netzwerk erreichen könnte?)

e) Konkrete Maßnahmen planen (Wie können wir starten? Wie oft sollte ein Austausch erfolgen? Soll es einen Vorsitz geben?)

Wichtig ist, dass die Gruppen in der jeweiligen Phase einen Konsens erzielen, also sich auf eine Antwort zur Frage verständigen und diese Antwort auf einem Flipchartbogen notieren. Am Ende, wenn alle Gruppen alle Phasen durchlaufen haben, werden die Antworten wie in einer Galerie aufgehängt. Alle Teilnehmenden können dann per Punktabfrage die einzelnen Antworten bewerten. Im Plenum tragen Sie dann die Antworten mit der meisten Punktzahl vor. So erreicht ihre Zukunftswerkstatt ganz konkrete Ergebnisse.

Spaß mit Design Thinking

Eine weitere Alternative, die viel Spaß verspricht: Beim Design Thinking basteln die Teilnehmenden in kleinen Gruppen ihre Vision von einer engeren Zusammenarbeit.

Auch hier gibt es mehrere Phasen, die die interdisziplinär zusammengesetzten Kleingruppen durchlaufen: Zum Auftakt geht es um die Frage, für die eine Lösung gesucht wird. In Ihrem Fall wäre das jene, nach dem Interesse an der Gründung eines Netzwerks. Wie stehen die Teilnehmenden dazu? Welches Interesse könnten die Teilnehmenden bei einem Netzwerk verfolgen?

In der ersten Phase diskutieren die Gruppen, was die Gründung eines Netzwerks bedeutetn würde und welche Herausforderungen zu bewältigen wären.

In der zweiten Phase – Beobachten genannt – versetzen sich die Teilnehmenden gedanklich hinein in die Vorstellung, was ein mögliches Netzwerk bedeuten würde. Was würde es für Ihren Forschungsbereich verändern? Welche Vorarbeiten wären nötig, welche Organisationsform? So erkennen sie, welche Bedürfnisse, Fragen und Anforderungen die Netzwerk-Partner hätten.

Und dann geht es los. Die Teilnehmenden erhalten Pfeiffenreiniger, Kleber, bunte Papiere, Filzmarker, Styroporkügelchen, Klebestifte, kurzum, alles, womit sich gut basteln lässt. Zunächst brainstormen die Kleingruppen über Lösungsideen, dann basteln sie gemeinsam eine Lösungsidee. Sie entwerfen quasi ein Design ihrer Idee. Das ist bei abstrakten Themen wie einem Netzwerk eine Herausforderung. Aber Sie werden sehen, wie kreativ viele mit einer solchen Aufgabe umgehen.

Das gemeinsame Erlebnis stärkt die Gemeinschaft. Zugleich erhalten Sie viele Anregungen, wie sich ein Netzwerk mit welchen Partnern realisieren lassen könnte.

Egal für welche Art der Veranstaltung sich Ihr Institut entscheidet: Darüber lässt sich vortrefflich auf der eigenen Website, in Social Media und in Pressemitteilungen berichten.

Es grüßt Sie herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin]

 

Christina Denz

Dozentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

E. Liebscher