Muss ich im Abstract auch schon Ergebnisse nennen?

Vignette des [schreibzentrum.berlin] zu Montags-#Schreibtipps rund ums wissenschaftliche SchreibenFrage: Ich habe soeben mein erstes Paper für meine kumulative Dissertation fertiggestellt und muss zur Einreichung beim Journal nun auch ein Abstract verfassen. Ich frage mich, ob ich im Abstract auch schon Ergebnisse aufführen muss oder ob ich damit nicht schon zu viel verrate.

Antwort: Der Gedanke, im Abstract nicht schon zu viel verraten zu wollen, gründet meiner Beobachtung nach häufig auf dem Wunsch, mit dem Abstract vor allem Lese-Neugier zu wecken. Die Funktion eines Abstracts ist im wissenschaftlichen Kontext jedoch eine andere. Im Vordergrund steht nicht die Werbung für den Text, sondern die Information über die wissenschaftliche Relevanz und das Potenzial des Artikels für das jeweilige Forschungsfeld.

Leseinteresse Forschender

Forschende suchen in Fachartikeln in der Regel nach Informationen und Referenzen, die einen Bezug zu ihren eigenen Forschungsinteressen aufweisen. Sie möchten sich rasch über die Themen, Erkenntnisse und Positionen aktueller und früherer Forschung informieren. In vielen Disziplinen interessiert Forschende dabei insbesondere: „Was kam heraus?“ (Ergebnisse) und „Was bedeutet das?“ (Schlussfolgerungen). Es gehört daher zur Aufgabe des Abstracts wissenschaftlicher Beiträge, hierzu Informationen zu liefern.

Ergebnisse als Bestandteil eines Abstracts

Vor diesem Hintergrund erscheint das Auslassen von Ergebnissen riskant. Denn:

1.) würde durch das Weglassen der Ergebnisse eines der beiden Hauptinteressen Forschender („Was kam heraus?“) gar nicht bedient, und

2.) blieben die eventuell im Abstract genannten Schlussfolgerungen eine spekulative Behauptung, da es ohne Ergebnisse nicht nachvollziehbar wäre, worauf sich die Schlussfolgerungen gründen.

Diese zwei Punkte sind auch der Grund, weshalb viele Journals in ihren Hinweisen für Autor*innen ausdrücklich auch Key Results oder Main Findings als Pflicht-Bestandteil des Abstracts nennen.

Seien Sie unbesorgt – mit der Nennung der Hauptergebnisse schon im Abstract verraten Sie keineswegs zu viel, sondern ermöglichen es interessierten Forschenden, ihr Paper gezielt zur Lektüre auszuwählen.

 

Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihr

Dr. Sven Arnold

E. Liebscher