Nur für Eingeweihte? Ehrenamtliches Engagement und die Bewerbung auf ein Promotionsstipendium

Vignette des [schreibzentrum.berlin] zu Montags-#Schreibtipps rund ums wissenschaftliche SchreibenFrage: Ich bin in keiner Partei und nicht religiös, aber fast alle Begabtenförderungswerke sind partei- oder konfessionsgebunden und verlangen „ehrenamtliches Engagement“. Kann ich mich trotzdem auf ein Promotionsstipendium bewerben?

Antwort: Ja, können Sie! Die Mitgliedschaft in den jeweiligen Parteien, Interessenverbänden oder Konfessionen bildet keine Voraussetzung für eine Stipendienbewerbung.

Es kommt insgesamt auf die Passung zwischen Ihnen, Ihrem Promotionsprojekt und dem entsprechenden Begabtenförderungswerk an. Dabei spielt der soziale Aspekt eine Rolle (Lebenslauf, Hintergrund, persönliche Interessen). Denn aus Sicht dieser Stiftungen sollen Sie später als Multiplikator_in im Netzwerk der bundesdeutschen Demokratie, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wirken – egal, wo Sie beruflich landen.

Alle 13 Begabtenförderungswerke in Deutschland bieten daher eine zusätzliche „ideelle Förderung“ an. Gemeint sind Angebote wie Sommerakademien und Veranstaltungen mit ausgesuchten Persönlichkeiten, zusätzliches „Forschungsgeld“ und Auslandsaufenthalte an renommierten Universitäten sowie Kontakte zu einflussreichen Ehemaligen („Alumni“), die inzwischen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft Karriere gemacht haben.

Zeigen Sie also über Ihr freiwilliges Engagement, welchen Gewinn Sie langfristig für die Fördereinrichtung sind. Beschreiben Sie,

  1. in welchem Milieu Sie sich auskennen und in welche Netzwerke Sie sich durch Ihre Aktivitäten bisher einbringen wie z.B. in wissenschaftlichen Fachgesellschaften, NGOs, Vereinen, Musikgruppen, Stadtteilprojekten, und in religiösen und/oder politischen Gruppierungen usw.
  2. dass es zu Ihnen gehört, sich gerne für andere und mit anderen freiwillig zu engagieren und
  3. dass Sie Lust und Ideen haben, das Stiftungsleben der Stipendiat_innen z.B. über selbstorganisierte Workshops oder über Ihre Beteiligung an der internen Promovierendenvertretung mitzugestalten.

Viele Bewerber_innen unterschätzen ihr eigenes ehrenamtliches Engagement!

Ich lerne Promovierende in Workshops und Coachings oft erst richtig kennen, wenn ich sie nach ihrem Engagement beispielsweise als Nachwuchstrainer_innen im Sportverein, als Mitglied in Chören und Musikgruppen oder über ihr Engagement in der Studierendenvertretung frage. Die meisten wundern sich, dass auch Nachbarschaftshilfe oder der Eltern-Putzdienst in der Kita der eigenen Kinder als „Engagement“ zählt.

Genau darum geht es! Alles, was Sie gerne unentgeltlich und über eine gewisse Zeit für eine Gemeinschaft tun, ist „Ehrenamt“. Und es macht Sie als Person sichtbar.

Viel Erfolg wünscht Ihnen aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihre Dr. Daniela Liebscher

In meiner Schreibwerkstatt „Stipendienanträge schreiben“ überprüfen Sie anhand konkreter Schreib- und Feedbackübungen, wie Sie Ihren Stipendienantrag abgabefit machen.

E. Liebscher