„Gern“ oder „gerne“ – Wie muss ich und wie darf ich schreiben?

Frage: Ich schreibe am Ende meiner E-Mails oft einen Satz wie: „Gerne können Sie sich bei Fragen bei uns melden.“ Und mein Chef streicht mir das immer an und sagt, es müsse „gern“ heißen. Stimmt das? Ist das denn falsch, wenn ich „gerne“ schreibe?

Antwort: Was Sie schildern, ist ein typischer Fall, bei dem jemand die eigene Vorliebe als Regel ausgibt. Ein kurzer Blick in den Duden macht deutlich: „gern“ und „gerne“ sind gleichberechtigte Schreibweisen. Es muss also nicht zwingend „gern“ heißen, auch wenn manchen dieses Wort lieber ist als das insbesondere im Süddeutschen gebräuchlichere „gerne“.

Regeln mit Spielraum

In der geschäftlichen Korrespondenz gibt es durchaus ein paar Grundregeln zu Wortwahl und Schreibweisen. Dazu gehört beispielsweise, den amtlichen Rechtschreibregeln zu folgen und weder Umgangssprache noch beleidigende Wörter zu verwenden.

Doch zugleich besteht auch ein großer individueller Spielraum, da es in der deutschen Schriftsprache eine Vielzahl gleichberechtigter Wort- und Schreibvarianten gibt. Ob Sie „Samstag“ schreiben oder „Sonnabend“, „Auto“ oder „PKW“, „Computer“ oder „Rechner“, „substanziell“ oder „substantiell“ oder eben auch „gern“ oder „gerne“ – alles ist dem Grunde nach gleichermaßen richtig und erlaubt.

Ihr Schreiben muss passen

Die Grenzen dieses Spielraums liegen bei der Korrespondenz darin, die eigene Wortwahl immer in Bezug auf alle an der Kommunikation Beteiligten zu berücksichtigen.

Denn um erfolgreich zu kommunizieren, sollte Ihr Schreiben gleichermaßen passen:

  • zu Ihrem Adressaten oder Ihrer Adressatin,
  • zu Ihrem Unternehmen oder Ihrer Behörde (die Sie automatisch mit jedem Ihrer Schreiben nach außen repräsentieren),
  • aber auch zu Ihnen als Autorin oder Autor.

Insofern ist jedes Schreiben sprachlich gesehen immer ein Kompromiss aus dem eigenen Wortgebrauch, den Vorgaben und Gepflogenheiten des eigenen Unternehmens sowie der Angemessenheit gegenüber Ihren Adressat.innen.

Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihr
Dr. Sven Arnold

E. Liebscher