Wie vermeide ich ein zu großes Dissertationsthema?

Frage: Für meine Dissertation habe ich ein spannendes Thema gefunden. Ich bin jedoch unsicher, ob es am Ende nicht zu groß ist. Wie kann ich das im Vorhinein feststellen?

Antwort:

Sie sprechen eine reale Gefahr bei Dissertationen an: ein Thema zu wählen, welches sich im Laufe des Arbeitsprozesses als zu groß entpuppt. Um dies zu vermeiden, gilt es, verschiedene innere und äußere Faktoren in Einklang zu bringen. Das Verhältnis dieser Faktoren zueinander können Sie sich als ein Dreieck vorstellen, dessen Pole drei Perspektiven auf Ihr Vorhaben bezeichnen:

Was Sie sollen

Dies wird sowohl durch die Promotionsordnung definiert als auch insbesondere von Ihren Betreuungspersonen. Das kann inhaltliche Erwartungen ebenso betreffen wie formale oder den Umfang Ihrer Arbeit.

Was Sie wollen

Dies entspricht Ihren persönlichen Ansprüchen: Wollen Sie eine 150- oder eine 400-Seiten-Arbeit schreiben, wollen Sie Ihr Thema möglichst vollständig erschöpfen oder eher exemplarisch untersuchen, soll es eine bahnbrechende Studie werden oder eher ein Mosaikstein in einem Diskurs?

Was Sie können

Dieser Faktor meint nicht, was Sie fachlich „draufhaben“, sondern ganz praktisch, was Ihre Lebenssituation zulässt. Ausgestattet mit einem Stipendium und viel Zeit für die Dissertation können Sie eventuell andere thematische Ideen verwirklichen, mehr Daten erheben oder mehr Parameter vergleichen als wenn Sie die Dissertation durchgängig mit beruflichen und familiären Verpflichtungen vereinbaren müssen.

Das Dreieck in Balance bringen

Die Herausforderung besteht nun darin, das Dreieck in eine stabile Balance zu bringen. Häufig zeigt sich dabei, dass Promovierende mehr wollen als sie sollen und auch mehr, als sie in ihrer Situation gut leisten können. Wenn Sie Ihr Dreieck einmal mit Blick auf die kommenden Jahre ausloten, können Sie das spannende Thema, das Sie begeistert, leichter von Anbeginn passend zuschneiden. So wird es nicht zu groß und Sie können es gut bewältigen.

Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihr
Dr. Sven Arnold

Daniela Liebscher