Direkte oder indirekte Rede in Pressemitteilungen?

Frage: Ich habe in Weiterbildungen für Öffentlichkeitsarbeit gelernt, dass Pressemitteilungen so geschrieben werden sollen, dass der Text ohne Änderung abgedruckt werden kann. Ich versetze mich also in die Leserinnen und Leser hinein und setze einige Aussagen gleich in indirekte Rede. Meine Chefin findet das langweilig. Sie sagt, ich solle unsere Position ausschließlich in direkter Rede kommunizieren. Was empfehlen Sie?

Antwort: Mit dieser Frage stehen sie nicht allein. Auch PR-Profis müssen immer wieder abwägen, welche Inhalte und PR-Texte nach direkter oder indirekter Rede verlangen.

Ein Beispiel: Bieten Sie den Medien einen längeren Text an – etwa ein Feature oder eine Reportage –, dann verfassen Sie ihn so, als ob sie ihn für die Zielmedien schreiben. In dem Fall werden Sie neben vielen wortwörtlichen Zitaten der Protagonisten in An- und Abführungsstrichen auch Aussagen in indirekter Rede setzen, wie:

Die Organisation richte 2023 rund zehn neue Stellen ein, kündigte Präsidentin Müller an

Allerdings empfinden manche den hier verwendeten Konjunktiv als „sperrig“ und altmodisch. Journalist:innen und Leser:innen können Informationen schneller erfassen, wenn diese prägnant geschrieben sind, aktiv – und in direkter Rede. Aber natürlich sollen sie weiterhin richtig zitieren. Der obige Beispielsatz ließe sich mit ein paar Kniffs in direkte Rede verwandeln:

Die Organisation richtet 2023 rund zehn neue Stellen ein, wie Präsidentin Müller ankündigte.

Die Organisation richtet 2023 nach den Worten von Präsidentin Müller rund zehn neue Stellen ein.

Die Organisation richtet 2023 laut Präsidentin Müller rund zehn neue Stellen ein.

Die Wörtchen „wie“, „nach den Worten von“ oder „laut“ machen den Unterschied. Wenn Sie diese Ergänzungen über ihren Pressetext streuen, können Sie dazwischen in direkter Rede schreiben. Denn auch die Sprache und damit Textkonventionen unterliegen einem steten Wandel. Viele Medien versuchen mittlerweile, die indirekte Sprache und den damit verbundenen Konjunktiv zu vermeiden.

 

Es grüßt Sie herzlichst aus dem [schreibzentrum.berlin]

Christina Denz

Dozentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 

E. Liebscher