Muss ich im Research Paper immer auch Limitationen beschreiben?

Frage: Ich habe empirisch geforscht und finde meine Arbeit gut gelungen. Muss ich trotzdem in meinem Text einen extra Abschnitt zu Limitationen aufführen?

Antwort: Gerade noch wenig publikationserfahrene Forschende befürchten, dass die Benennung von Limitationen zu einer Schwächung der eigenen Arbeit führen würde. Dies aber ist nicht gemeint. Stattdessen geht es bei Limitationen (von lateinisch „Limes“ = Grenze) ganz im Wortsinn des Begriffs um Be- und Eingrenzungen. In wissenschaftlicher Forschung sind damit Grenzen der Reichweite oder des Potenzials der Ergebnisse gemeint.

Bewusste und unvorhersehbare Limitationen

Jedes Forschungsprojekt ist begrenzt und jeder daraus entstehende Forschungsartikel hat seinen spezifischen Fokus. Die Eingrenzung des Untersuchungszeitraums, verwendeter Quellen, untersuchter Parameter etc. sind limitierende Entscheidungen, die notwendig sind, damit ein Forschungsprojekt auf angemessene Weise durchführbar wird.

Solche konzeptionellen oder methodischen Entscheidungen werden dann auch schon in der Einleitung oder im Methodenteil erwähnt und begründet, damit Lesende den Beitrag von Anbeginn richtig einordnen und nachvollziehen können.

Daneben können sich im Laufe eines Projektes unvorhergesehene Einschränkungen ergeben: Technische Geräte fallen aus, eine Kontrollgruppe wird dezimiert oder aufgrund finanzieller Kürzungen muss der Untersuchungsradius reduziert werden.

Spezialfall: Unterkapitel „Limitationen“

Manche Fachjournale – insbesondere empirischer Disziplinen – verlangen ausdrücklich einen eigenen Abschnitt zu Limitationen. Hier sollen Sie noch einmal kurz und prägnant sowohl Ihre eingrenzenden Entscheidungen als auch etwaige aufgetretene Einschränkungen aufführen und begründen. Das Ziel des Limitationen-Abschnitts ist, jeweils zu verdeutlichen, dass und warum Ihre Ergebnisse innerhalb dieser Grenzen und Einschränkungen aussagekräftig und valide sind.

Fazit

Indem Sie Limitationen benennen, erklären und bewerten, zeigen Sie:

  1. dass Sie sich der Grenzen bewusst sind und Ihre Ergebnisse nicht überschätzen und
  2. dass Ihre Ergebnisse trotz der Limitationen einen Aussagewert besitzen und zur Erweiterung des bisherigen Wissensstandes beitragen.

Im Ausblick können Sie dann aufführen, welches über die Begrenzungen Ihrer Studie hinausgehende weiterführende Forschungspotenzial Sie sehen.

Herzliche Grüße aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihr
Dr. Sven Arnold

E. Liebscher