Frage: Ich lese viel und mache mir dazu Notizen. Im Nachhinein fällt es mir aber meist schwer nachzuvollziehen, was im Text stand. Wie kann ich meine Notizen so verbessern, dass sie mir wirklich beim Verstehen und Erinnern helfen?
Antwort: Viele Promovierende halten beim Lesen zwar Informationen über den Text fest, jedoch ohne diese wirklich inhaltlich oder kritisch zu verarbeiten. Notizen helfen im Schreibprozess nur, wenn sie Argumente, Zusammenhänge und den eigenen Erkenntnisgewinn erfassen. Um Gelesenes nachhaltig zu nutzen, lohnt es sich, von Anfang an gezielt und strukturiert zu notieren.
Vor dem Lesen: Ziel klären
Überlegen Sie sich vorab, was Sie vom Text wissen wollen. Möchten Sie einen Überblick über ein Thema gewinnen, eine Position nachvollziehen oder gezielt nach Fakten suchen? Notieren Sie sich mindestens eine Frage, mit der Sie in die Lektüre gehen. Außerdem gelingt effizientes Lesen dann, wenn Sie vor dem Lesen ein Leseziel festlegen und Ihre Lesemethode entsprechend anpassen.
Das Wichtigste in eigenen Worten und in ganzen Sätzen zusammenfassen
Es ist verführerisch, für die Notizen Zitate aus elektronischen Dokumenten zu kopieren oder wörtlich abzuschreiben. Warum etwas umformulieren, was der Autor oder die Autorin bereits prägnant beschrieben hat? Auch wenn es aufwändiger ist: Eine Zusammenfassung in eigenen Worten hilft Ihnen, den Text gedanklich zu verarbeiten und sich besser an den Inhalt zu erinnern. Außerdem leisten Sie eine wichtige Vorarbeit für die weitere Textproduktion: Sie können die Zusammenfassungen später bedenkenlos verwenden – es ist bereits Ihr eigener Text.
Den Notizen eine Struktur geben
Wie ausführlich Ihre Notizen geraten, hängt von Ihrer eingangs formulierten Frage an den Text und Ihrem Leseziel ab. Zumindest sollten Ihre Notizen – neben der Antwort auf die von Ihnen gestellte Frage und dem Herkunftsbeleg der Literatur noch folgende Aspekte beinhalten:
- Zentrales Argument: Worum geht es im Kern? Wie wird das Argument aufgebaut?
- Vorgehen: Welche Theorie, Methode oder Perspektive wird genutzt?
- Ergebnisse: Was sind zentrale Resultate? Und warum sind sie relevant?
- Wofür brauche ich den Text? Oder: Warum brauche ich ihn nicht?
Beim letzten Punkt ergänzen Sie Ihre Notizen um den Hinweis, wofür Sie den Text gebrauchen können – z. B. für welchen Teil Ihrer Dissertation, wie Kapitel oder Artikelabschnitt. Auch das Gegenteil ist wichtig: Wenn ein Text nicht passt, halten Sie kurz fest, warum. So vermeiden Sie Mehrarbeit und behalten den Überblick.
Gut strukturierte Notizen sind nicht nur Erinnerungsstützen, sondern ein erster und hilfreicher Schritt zum eigenen Text. Auch wenn sie aufwändiger sind, sparen Sie im Ergebnis Zeit beim besseren Auffinden, Erinnern und Beschreiben Ihrer Literatur.
Viel Erfolg beim Notizenschreiben wünscht
Ihre Dr. Andrea Adams
Literatur:
Ulrike Lange. Fachtexte lesen -verstehen -wiedergeben. Schöningh, Paderborn, 2013.