Soll ich mein Paper zuerst in einem hoch gerankten Journal einreichen?

Vignette des [schreibzentrum.berlin] zu Montags-#Schreibtipps rund ums wissenschaftliche SchreibenFrage: Ich schreibe zurzeit an meinem ersten Paper. Ist es gut, wenn ich es zuerst bei einem möglichst hoch gerankten Journal einreiche oder sollte ich erst einmal mit einem weniger renommierten Journal anfangen?

Antwort: Einen Beitrag in einem internationalen Top-Journal unterzubringen, kann ein bedeutender Schub für die eigene wissenschaftliche Karriere sein. Und natürlich ist es theoretisch möglich, gleich mit dem ersten Paper einen solchen Treffer zu landen. Praktisch allerdings gleicht die Einreichung des ersten Papers bei einem Top-Journal meist eher einer Lotterie – mit extrem niedriger Gewinnchance.

Zwei Gründe, nicht bei einem Top-Journal zu beginnen

Stichwort Konkurrenz: Natürlich senden auch die erfahrenen und etablierten Senior Researchers ihre Manuskripte an die Top-Journals. Allein dies führt zu einem enormen Wettbewerbsdruck, bei dem die Zahl der Ablehnungen die der Annahmen weit übersteigt. Unweigerlich messen Sie sich als „Neuling“ hier mit den Besten Ihres Fachs.

Stichwort Erfahrung: Die Seniors wissen, worauf es bei den verschiedenen Journals ankommt, wie mit Peer Review umzugehen ist und sie kennen den Diskurs sehr gut, in dem sie sich bewegen und zu dem sie selbst mit beitragen. Junior Researchers hingegen sind damit naturgemäß noch deutlich weniger vertraut. Auf einen Novizen-Bonus dürfen Sie in diesem Feld jedoch nicht hoffen.

Bessere Chancen unterhalb der Top-Journals

In vielen Disziplinen gibt es unterhalb der Top-Liga eine Fülle von ebenfalls sehr guten und seriösen Journals. Bedenken Sie dabei, dass „geringer gerankt“ nicht automatisch „schlechter“ heißt. Denn die meisten Rankingsysteme bewerten beispielsweise nicht englischsprachige Journale, fachlich stark spezialisierte (Nischen-)Journale oder noch sehr junge Journale aufgrund ihrer Metriken automatisch eher niedrig.

Auch in diesen Journalen gibt es natürlich Wettbewerb, doch ist die Konkurrenzsituation dort häufig weniger stark. Wenn das Journal für Ihren Beitrag gut passt und es in Ihrer Community einen ordentlichen Ruf besitzt, dann spricht dies dafür, hier zu beginnen, um ihre ersten Publikationserfahrungen sammeln.

Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihr

Dr. Sven Arnold

E. Liebscher